Die Benennung der Kühe ist unter den Bedingungen der rationalisierten Tierzucht strengen Regeln unterworfen. Wie die vorliegende Untersuchung unter 14 Bauernfamilien Niederbayerns und der Oberpfalz zeigt, sind die Kühe auf eine Art und Weise benannt, die die verwendeten Eigennamen zwar als produktionstechnisches und betriebswirtschaftliches Mittel erscheinen lassen. Trotzdem werden die Tiere dadurch einerseits individualisiert und andererseits die Distanz zwischen Mensch und Tier verdeutlicht. Die für die Moderne kennzeichnende Ausdifferenzierung von Nutzung und Emotion im Verhältnis zwischen Mensch und Tier findet nicht statt. Durch Kuhnamen deutet derjenige Teil der landwirtschaftlichen Bevölkerung, der durch die Identität von Arbeit, Eigentum und Familie als bäuerlich charakterisiert ist, seine gesellschaftliche und natürliche Umwelt und positioniert sich in ihr auf eine spezifische, vormoderne Weise.