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Die Verlustlisten des Ersten Weltkriegs als historisches namengeographisches Corpus

W. Amaru Flores Flores, Peter Gilles


Seiten 127 - 167



Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird mit den Verlustlisten des Ersten Weltkriegs eine neue – und mit 7,7 Millionen Namenträgern und 460.000 Namentypes zugleich die größte – Quelle historischer Namendaten vorgestellt und aufgezeigt, wie diese für onomastische Studien genutzt werden kann. In Abschnitt 2 werden die Daten und ihre Aufbereitung im Einzelnen erläutert. In Abschnitt 3 werden einige Anwendungsmöglichkeiten präsentiert, die sich aus einer Kombination der Daten der Verlustlisten mit rezenten Namendaten durch den Einsatz moderner GIS-Systeme ergeben: Anhand von Beispiel-Verbreitungskarten zu ausgewählten Familiennamen(gruppen) werden sowohl die diachrone Stabilität als auch Variabilität der Familiennamenlandschaft veranschaulicht und erste Erklärungen für ihre Veränderungen abgeleitet. In Abschnitt 4 schließlich werden die Möglichkeiten, die die Anwendung quantitativ-explorativer Methoden ergänzend bieten, vorgestellt. Anhand einer auf der sogenannten Laskerdistanz beruhenden Isonymieanalyse werden aus den historischen und rezenten Vollinventaren Raumstrukturen abgeleitet, die sich etwa mit den traditionellen Dialekteinteilungen abgleichen lassen. Mit dem sogenannten Häufigkeitsdifferenzindex (HDI) wird zudem eine neue Methode vorgestellt, um die für diese Gliederung relevanten Namen zu identifizieren und somit qualitative Erklärungen für die aufgezeigte Raumstruktur abzuleiten.

Abstract: In this article we present the World War I casualty lists as a new – and with 7.7 million name bearers and 460,000 name types the largest – source of historical name data and their possible uses for onomastic studies. Section 2 explains the data and its edition/pro-cessing in detail. In section 3 some application examples are shown, which result from a combination of the casualty list data with recent name data through the use of modern GIS systems: With the help of distribution maps for selected surnames/surname groups, both the diachronic stability and variability of the surname landscape are illustrated, and first explanations for the changes are derived. Finally, in section 4, complimentary possibilities of quantitative-exploratory methods are presented. With an isonymy analysis based on the so-called Lasker distance, spatial structures are derived from the historical and recent full name inventories, which can be mapped e.g. on traditional dialect classifications. With the so-called Häufigkeitsdifferenzindex (HDI, frequency difference index), we introduce a new method to identify the names relevant for this structure and thus to derive qualitative explanations for the spatial structure shown.

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